Da steht man nun in fremder Stadt allein

mit dem, was man gefehlt und man getan,

und den man liebt, der will nicht bei dir sein

und wandelt eigenwillig eigne Bahn.

 

Und einer Liebe wunderreicher Hort

bleibt unerschöpft und ewig unerlebt;

ich stehe einsam hier, du einsam dort

und sind im Tiefsten doch so ganz verwebt.

 

(Christian Morgenstern)

 

                                                                                               

 

Möcht mich als Staub vor die Füße dir legen,

will dich bewegen wie die Winde das Laub,

wollt Küsse dir geben, soviel Tropfen im Regen,

Liebe ist blind, doch du, Geliebte, bist taub.

 

Hätte ich Hände, soviel Blätter die Bäume,

sie alle sollten für dich nur sich regen,

für dich sterb ich stündlich im Lied meiner Träume

und kann mich selbst nur im Traum noch bewegen.

 

(Max Dauthendey)

 

                                                                                                    

 

Es ist Nacht,

und mein Herz kommt zu dir,

hält´s nicht aus,

hält´s nicht aus mehr bei mir.

 

Legt sich dir auf die Brust,

wie ein Stein,

sinkt hinein,

zu dem deinen hinein.

 

Dort erst,

dort erst kommt es zur Ruh,

liegt am Grund

seines ewigen Du.

 

(Chrisian Morgenstern)

 

                                                          

 

Wie jauchzt meine Seele

und singet in sich!

Kaum, dass ich es verhehle,

so glücklich bin ich!

 

Rings Menschen sich drehen,

und sprechen gescheut,

ich kann nichts verstehen,

so fröhlich zerstreut.

 

Zu eng wird das Zimmer,

wie glänzet das Feld.

die Täler voller Schimmer,

weit herrlich die Welt!

 

Gepresst bricht die Freude

durch Riegel und Schloss.

Fort über die Heide!

Ach, hätte ich ein Ross!

 

Und frag ich und sinn ich,

wie so mir geschehn.

Mein Liebchen herzinnig,

das soll ich heut sehn!

 

(Joseph von Eichendorff)

 

                                                                                   

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